Ein Glockenspiel oder Carillon besteht aus einer unterschiedlich großen Anzahl, meist starr aufgehängter, meist kronenloser Glocken. Früher wurden die Glocken natürlich ausschließlich über Manuale und Pedale gespielt, diese sind, grundsätzlich ist die Technik beim manuellen Spiel bis heute so geblieben, durch lange Drahtseile mit dem meist in der Glocke befindlichen Klöppel verbunden. Drückt man also eine Art Stock, ähnlich angeordnet wie eine Tastatur, zieht man dadurch an einem Drahtseil und schlägt den Klöppel gegen die Glockenwandung. Ein Spieltisch hat, wenn Glocken manuell bedient werden, sogenannte Stokken anstelle der Tastatur. Durch diese können die Glocken dynamisch angeschlagen werden, was die Musikalität enorm verbessert.
Vor kurzem haben wir in Remscheid ein Carillon eingebaut, für das erstmalig auch für eine Klaviatur-Tastatur ein dynamischer Anschlag erreicht wurde. Der Erfolg ist für uns begeisternd!
Obwohl in Deutschland bereits das erste kleine, noch nur 7-stimmige Glockenspiel in Lüneburg 1492 durch Gerd van Wou entstand, haben doch erst die lothringischen Brüder Hemony, über 150 Jahre später sehr rein gegossen und, durch nachträgliche mechanische Abstimmung, schon perfekte Carillons hergestellt.
So gab es die ersten „richtigen“ Glockenspiele oder Carillons im heutigen Deutschland ab dem späten 17. Jahrhundert.
Carillons sind bis heute vor allem in den deutschstämmigen Niederlanden und im flämischen beheimatet, dort gibt es auch die einzigen Carilloneurschulen.
Obwohl es in Deutschland sicherlich 300 Glockenspiele geben mag, viele Dutzend davon von uns geliefert und meist auch installiert, wird ein Glockenspiel hierzulande eher als Spiel gesehen, nicht als Rufer zu Gottes-Dienst. Es gibt hier auch nur sehr wenige manuell zu spielende Carillons, noch weniger wirklich begabte und gut ausgebildete Carilloneure.
Glockenspiele erfreuen uns hierzulande also eher mit bekannten Melodien, gespielt werden sie fast ausschließlich mit Hilfe von Speicherung auf Datenchips und/oder Speicherkarten. Zum Abspielen der Melodien zu bestimmten Zeiten, werden funkgesteuerte elektronische Uhren programmiert.
Ein 25-stimmiges Glockenspiel ist auf unserem Firmenhof installiert und kann auf Wunsch über eine innenliegende Klaviertastatur auch persönlich gespielt werden (bei uns ist das Spiel übrigens noch ohne dynamischen Anschlag, diesen bauen wir aber mittlerweile gerne für Glockenspiele ein. Er funktioniert hervorragend und erspart die körperlich mühsame Stokken-Traktur).
Da Glockenspielglocken nicht „nur“ mit einer Genauigkeit von 1/16-Halbton gegossen werden, sondern möglichst sogar auf Cent, also 1/100-Halbton-Genauigkeit hergestellt werden müssen, ist eine Nachstimmung durch Drehen oder Schleifen fast immer unablässig. Darum werden diese zumeist, jedenfalls die kleineren Glocken, im für schwingende Läuteglocken mit dem erforderlichen Läuteglocken-Klang abzulehnenden Sandguss-Verfahren hergestellt. Mittlerweile weltweit von allen großen Herstellern. Da Glockenspielglocken Melodien erklingen lassen sollen, dürfen sie auch nicht die Nachhallwerte (Abklingdauer) einer Läuteglocke erhalten, sie müssen schnell abklingen. Dafür werden sie in überaus schweren Rippen (Rippe = Längsschnitt durch die Glocke) gegossen. Da kaum ein Glockengießer in der Lage ist in dieser Rippenstärke herzustellen, gibt es weltweit nur sehr wenige Glockengießereien für richtige Glockenspiele/Carillons.
Diese Art Glocke wird immer starr aufgehängt und innen und/oder außen mit Hämmern kurz angeschlagen. Sie ist somit keinerlei dynamischer oder -außer der Eigenlast- größerer statischer Belastung ausgesetzt, insofern ist die Herstellung im Sandguss für diese dauerhaft geringe Belastung unproblematisch.
Rincker gießt seit den frühen 1920er Jahren Glockenspiele, übrigens seinerzeit noch nicht mit eigener Installation, ist somit einer der ersten deutschen Glockenspielhersteller überhaupt und immer einer der einzigen gewesen und geblieben, selbstverständlich mittlerweile komplett liefernd, einbauend und wartend.
Rincker gießt nicht nur für Deutschland und Europa. Weltweite Lieferungen in die USA, nach Süd- und Mittelamerika, in jüngster Zeit auch nach Süd-Korea und Japan, inklusive eigener Komplettmontage, zeugen von Qualität und, dies ist uns schon immer besonders wichtig gewesen, dauerhafter Kundenzufriedenheit.