Es ist ein alter Glockengießerausdruck: Die Rippe

Gemeint ist hiermit das Profil, die Wandung, also ein senkrechter Glockenlängsschnitt.
In der Rippe wird das ganze Familien- und Firmengeheimnis bewahrt und immer nur entsprechenden Nachfolgern weitergegeben, denn in der Gestaltung der Rippe steckt die ganze Musikalität der späteren Glocke. Die Rippe wird berechnet, auf ein Holzbrett gezeichnet, geritzt und ausgesägt So entsteht die sehr präzise (Dreh-)Schablone.

Wer sich näher mit Glocken beschäftigt, kann unterschiedliche Rippen aus verschiedenen Epochen schon augenscheinlich erkennen: (in der von uns erstellten, unten abgebildeten Graphik sind die typischen Rippen ihrer Epoche dargestellt, ungefähr in Jahrhundertschritten, etwas idealisiert)
In der Frühzeit des Glockengusses (sogenannter "Bienenkorb", Abb. links oben) wurden die Glocken im Wachsausschmelzverfahren schabloniert und gegossen, die Rippe war zumeist sehr sehr dünn.
Die "Übergangsrippe" (etwa ab dem 12. Jahrhundert begann man Glocken senkrecht und im Lehm-Schablonen-Formverfahren nach heutiger Art herzustellen, allerdings grundsätzlich vergleichsweise dickwandig) und die sogenannte "Gotische Rippe" (Abb. rechts oben) brachten in der Regel Glocken mit deutlich vertiefter Prime und oftmals einer Unternone heraus, in dieser Art wurden Glocken bis mindestens zum Dreißigjährigen Krieg hergestellt. Dieser war für das Glockenwesen ein tiefer Einschnitt, da Glockengießer, wenn sie überhaupt überlebten, eher zu Stück-, also Kanonengießern wurden).

Die Glocken die danach gegossen wurden, also Barock- oder spätere Glocken, erklingen zumeist mit Untersexten oder Unterseptimen, haben also einen völlig anderen Klang, ganz ähnlich wie der allgemeine Musikgeschmack, der sich ja auch änderte. Ab dieser Zeit erkannte man, dass mit einer dünnen Rippe viel Metall eingespart werden kann und trotzdem der gleiche Ton erzeugt werden konnte. Dass hierbei in aller Regel ein deutlich schwächerer Klang aus der Glocke erschallt, störte wohl weniger als dass der eingesparte Preis erfreute.

Frühestens ab der einsetzenden Industrialisierung begannen Glockengießer verschiedene Rippenprofile einzusetzen, Rincker gehörte zu den Ersten.
Heutzutage sollte es eigentlich für jeden guten Glockengießer in Deutschland kein Problem mehr sein, zu einem Geläute aus der Zeit des Barock, Rokoko oder später, eine Glocke mit sehr ähnlichem Klangcharakter, z.B. mit Unterseptime oder-sexte zu gießen, aber auch zu frühen Glocken mit Unternone und/oder deutlich vertiefter Prime.
Einzig die Entwicklung der Durterz-Rippe für Läuteglocken mit dicker Rippe bereitet Glockengießern auch heute noch Probleme, hier gab es viele Entwicklungen mit den seltsamsten Ergebnissen (Hans Gerd Rincker prägte den Ausdruck der „Cola-Flasche“ für ausgebeulte Glockenspielglocken).

Aber: muss man eigentlich jeden Trend mitmachen? Walter Jens murrte schon seinen auf so vieles übertragbaren, legendären Satz: „Sind die Stile alle durchgespielt, verlangt der Spätling nach Extremen“.

Die Vielfalt die Rincker bereits seit den 1970er Jahren an Rippen entwickelt hat, ist in der Fachwelt einmalig. Es ist für uns problemlos möglich, den Ton einer Glocke in mehr als 20 Abstufungen zu gießen. Nehmen wir das Beispiel einer c‘‘-Glocke: diese gießt Rincker in der leichtesten Rippe mit ca. 680mm Durchmesser bei einem Gewicht von ca. 156kg, genauso aber auch mit ca. 990mm Durchmesser bei einem Gewicht von ca. 820kg (siehe "downloads und links: Rippenliste Rincker"). Und nicht nur das, es können fast 20 Abstufungen dazwischen hergestellt werden. Dies alles übrigens rechnerisch absolut perfekt linear! Was auch heißt, dass Rincker eben nicht einfach nur den Deckel und/oder die Krone der Glocke dünner oder dicker macht, wie es bei manchem zu sehen ist.

Die folgende Graphik ist international vielfach (raub-)kopiert. Sie stammt aus: "RINCKERS KLEINE GLOCKENKUNDE", Hans Gerd Rincker, 1978.